Würzburg (POW) Der Zeitplan für das Erstellen der strategischen Ziele des Bistums Würzburg in diesem Jahr ist eng getaktet. Bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg am 17. und 18. März im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten setzten sich die Delegierten mit diesem Thema auseinander.
Unter anderem legte Andreas Wacker vom Diözesanrat das Wesen strategischer Ziele im Gegensatz zu operativen dar. Strategische Ziele definierten das Zusammenhängen einer Vielzahl entscheidungsrelevanter Bereiche und beschreiben langfristiges, also mindestens zehn oder mehr Jahre betreffendes Handeln aller Bereiche. Sie werden entwickelt, regelmäßig überprüft und angepasst vom oder im Auftrag des Zielgebers. „In unserem Fall ist das Bischof Dr. Franz Jung“, erklärte Wacker. Für das Bistum bedeutet das, dass die Aufgaben des kirchlichen Grundvollzugs beschrieben und auf unterschiedliche Ebenen heruntergebrochen werden. „Formuliert werden dabei Kernaufgaben und Schwerpunkte, keine Schwerflächen“, betonte Wacker. Operative Ziele dagegen beschrieben grundsätzlich das Handeln nur einer Abteilung oder Seite.
Domkapitular Albin Krämer, der auch dem Projektteam angehört, das die strategischen Ziele für das Bistum erarbeitet, präsentierte zwölf mögliche Schwerpunkte. Deren endgültige Festlegung soll nach dem Diözesanforum am 17. Juni erfolgen. Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran warb für das Bearbeiten des Themas, auch wenn der Zeitrahmen nach Aussage einiger Delegierter beispielsweise für die Ehrenamtlichen in den Pastoralen Räumen herausfordernd sei. Ziel sei, durch die Festlegung auf zwölf inhaltliche Schwerpunkte die knapper werdenden finanziellen Ressourcen gezielt zu verwenden und zu vermeiden, dass „mit dem Rasenmäher“ einheitlich ein bestimmter Prozentsatz bei jedem Haushaltsposten gestrichen werde. Zudem dienten die Strategiepunkte als Leitplanken, an denen sich die Arbeit auf allen Ebenen im Bistum orientieren soll.
Die Veröffentlichung des Entwurfs zu den strategischen Zielen im Intranet des Bistums ermöglicht es nach den Worten des Generalvikars allen haupt- und ehrenamtlichen Betroffenen, sich zu informieren und Anmerkungen einzubringen. Zudem unterstütze er das Anliegen des Diözesanrats, Onlinesitzungen mit Erläuterungen zum Strategiepapier für Interessierte anzubieten. Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf unterstrich zugleich, dass auch nach der finalen Festlegung der strategischen Ziele für das Bistum Würzburg durch Bischof Jung die Praxis die entscheidende Größe bleibe. „Falls notwendig, müssen wir auch die Festlegungen neu justieren.“
Einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen beim diözesanen Personal gab Pastoralreferent Johannes Reuter, Leiter der Abteilung Steuerung und Planung der Hauptabteilung Personal. Im Rahmen des Programms „Pastoral der Zukunft – Gemeinsam Kirche sein“ wurde eine Personalplanung bis zum Jahr 2030 entworfen. Die neue Planungsperspektive sei, auf die Ebenen Pastoraler Raum, das Dekanat als mittlere Ebene und die Diözesanebene, also Bischöfliches Ordinariat und weitere diözesane Organisationseinheiten, und nicht wie früher auf territoriale und kategoriale Ebenen zu blicken. Auf diözesaner Ebene seien für 2030 Reduzierungen um mindestens 25 Prozent vorgesehen. Die Aufstellung in den inzwischen lediglich neun Dekanaten sei bewusst schlank. Sie umfasse neben den Dekanen, die in erster Linie Priester in einem Pastoralen Raum seien, jeweils Dekanatsbüroleitung, Verwaltungsreferenten und Verwaltungsunterstützung. Die inhaltliche Arbeit und personelle Besetzung für die Bereiche Ehe und Familie sowie Kirchenmusik müsse noch festgelegt werden.
Beim pastoralen Personal zeichne sich bei der Prognose für 2030 ab, dass die Zahl von derzeit 594 Personen auf 487 Stellen auf 430 Personen auf 363 Stellen zurückgehe. Rund 72 Prozent dieser Stellen entfielen auf die Pastoralen Räume, der Rest auf die mittlere und die diözesane Ebene. „Auch wenn die Pastoralen Räume in der Größe sehr unterschiedlich sind, stellen wir sicher, dass es überall mindestens vier Stellen und davon zwei Priesterstellen gibt.“ Die Stellenzuweisung erfolge zu 70 Prozent anhand der Katholikenzahl im Pastoralen Raum und zu 30 Prozent über die Zahl der Kirchenstiftungen.
Breiten Raum nahm das Thema Schöpfungsverantwortung ein. In seinem spirituellen Impuls zum Auftakt der Versammlung erzählte Pfarrer Stefan Mai, Geistlicher Begleiter des Diözesanrats, eine nachdenklich machende Geschichte, deren Kernsatz lautete: „Ob das, was Ihr in der Hand haltet, lebt oder tot ist, liegt ganz alleine in Eurer Hand.“ Umweltbeauftragter Christof Gawronski skizzierte, wie das Thema Umwelt mit der Umweltbewegung der 1980er Jahre auch im Bistum auf zunehmendes Interesse stieß und zunächst mit einem ehrenamtlichen Umweltbeauftragten, später mit einer halben Stelle für diese Aufgabe – die Diözese Würzburg war damals bundesweit einer der Vorreiter – einen Niederschlag fand. Nach der Jahrtausendwende wurden erste kirchliche Häuser nach dem Umweltmanagementsystem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) zertifiziert. Durch „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus sei der Schutz der Schöpfung auch weltkirchlich neu ins Bewusstsein gekommen. Aktuell habe die Energiekrise in Folge des Ukrainekriegs eine neue Dringlichkeit bei Umweltthemen erzeugt.
Wie das Erzbistum Freiburg beim Thema Umwelt aufgestellt ist, erläuterte Benedikt Schalk, stellvertretender Leiter der dortigen Diözesanstelle „Schöpfung und Umwelt“. Erzbischof Dr. Stephan Burger habe für Freiburg das Ziel ausgegeben, die Erzdiözese bis 2030 klimaneutral aufzustellen. Zu diesem Zweck wurden vielfältige Initiativen ins Leben gerufen. Sogenannte „Heizungsflüsterer“ beispielsweise justieren bei Begehungen Heizungen nach, die zu warm oder auch außerhalb der Nutzungszeiten laufen. Photovoltaik wird vom Erzbistum gefördert und deren Planung und Betrieb personell und finanziell unterstützt. „Wir machen den Kirchengemeinden ein Angebot, bei dem die Entscheider nicht Nein sagen können“, sagte Schalk selbstbewusst. Auch bei anderen nachhaltigen Umrüstungen kirchlicher Gebäude gebe es bis zu 100 Prozent Finanzzuschuss durch das Erzbistum. Förderlich sei auch, dass es seitens des Lands Baden-Württemberg Bauvorschriften gebe, die zumindest die teilweise Umrüstung auf erneuerbare Energien bei vielen Baumaßnahmen vorschreiben. „Ich muss aber zugeben, dass uns derzeit der Mangel an Handwerkern und Material sehr ausbremst.“
mh (POW)
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