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Laien fordern mehr Beteiligung

Diözesanrat kritisiert Prozessverlauf bei „Pastoral der Zukunft“ – Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom spricht Grußwort bei Herbstvollversammlung – „Im Blick auf neuen Bischof ist das Gebet entscheidend“

Würzburg (POW) Eine umfassende Beteiligung an der Steuerung und den Entscheidungen des Prozesses der „Pastoral der Zukunft“ hat der Diözesanrat der Katholiken, das höchste Gremium der Laien im Bistum Würzburg, bei seiner Herbstvollversammlung im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg am Freitag, 13. Oktober, gefordert. Der bisherige Prozessverlauf zeige Defizite, was klar definierte Verantwortlichkeiten, Verlässlichkeit und Kontinuität, Kommunikation und Transparenz sowie Nachvollziehbarkeit angehe. Außerdem sprachen sich die Delegierten für eine Veränderung des Tagesablaufs des ersten diözesanen Zukunftsforums am folgenden Tag aus, damit ein breiter Dialog zwischen den beteiligten Gruppen ermöglicht werde. Der Diözesanrat hatte im Vorfeld seine Vollversammlung auf einen Tag verkürzt, um am Zukunftsforum teilnehmen zu können.

Fast ins Hintertreffen geriet angesichts der Kritik und Empörung vieler Delegierter, dass Weihbischof Ulrich Boom in Himmelspforten erstmals in seiner Funktion als Diözesanadministrator vor dem Gremium sprach. Er betete gemeinsam mit den Delegierten um einen guten neuen Bischof für das Bistum Würzburg und betonte: „Die Welt braucht nicht eine Verdopplung ihrer Hoffnungslosigkeit, sondern, wenn überhaupt, das Zeugnis einer gelebten Hoffnung.“ In seinem Grußwort betonte Weihbischof Boom, dass bei allem Suchen, Beraten und Vorschlagen im Blick auf einen neuen Bischof das Gebet das Entscheidende sei. „Das gilt im Blick auf uns alle, aber auch auf die, die bei den Entscheidungen eine besondere Verantwortung haben, sich eben nicht von Gerede und Eitelkeiten, sondern von Bescheidenheit und Demut leiten zu lassen.“ Sehr wohl könnten auch Gläubige dem Nuntius Vorschläge machen.

Im Blick auf die Flüchtlinge betonte der Weihbischof, es gebe „keine Grenze nach oben, wo Hilfe nötig ist“. Flüchtlinge müssten an den Grenzen menschenwürdig behandelt werden, ein faires Verfahren bekommen und dürften nicht in Krieg und Verfolgung zurückgeschickt werden. „Wir müssen alles tun, dass im Mittelmeer niemand mehr ertrinkt“, betonte er. Außerdem gelte es, in den Herkunftsländern der Flüchtlinge mehr gegen die Fluchtursachen zu unternehmen. „Es geht darum, ein offenes Ohr und offene Arme zu haben für alle, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Wir sind ein reiches Land und ein reicher Kontinent.“ Es gebe aber Grenzen, die nicht überschritten werden dürften, „zum Beispiel, wo Würde und Wert des Menschen verletzt werden oder wo Kriminalität und verbrecherisches Handeln geschehen“. Derzeit werde unter anderem an 500 Jahre Reformation, den 400. Todestag von Fürstbischof Julius Echter, die Oktoberrevolution in Russland vor 100 Jahren sowie die Erscheinung der Gottesmutter im portugiesischen Fatima ebenfalls im Jahr 1917 erinnert. „Nicht der Blick in die scheinbar heile Vergangenheit bringt uns weiter, sondern der Blick in die Zukunft. Jesus geht als guter Hirte voraus, damit wir glaubwürdig ,gemeinsam Kirche sein‘ können“, sagte Weihbischof Boom.

Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner blickte in seinem „Bericht zur Lage“ unter anderem kritisch auf die Tatsache, dass derzeit beim Prozess „Pastoral der Zukunft“ in der Entwicklung derzeit keine Ehrenamtlichen und deren Gremien mehr vertreten seien. „Insgesamt ist beim Projekt und in den verschiedenen Gremien eine große Ungleichzeitigkeit zu konstatieren. Das ist zum einen hinderlich, zum anderen aber kommt es unserem Wunsch entgegen, dass unter Beteiligung der Gremien und der Basis Genauigkeit den Vorrang vor Schnelligkeit haben müsse.“

Büttner blickte zudem auf die zurückliegende Bundestagswahl. Populisten könnten nicht dadurch klein gehalten werden, dass etablierte Parteien deren Argumentation und Diktion übernähmen. Zugleich dürfe es niemanden kalt lassen, dass sich viele Menschen in Deutschland von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen abgehängt fühlten. Das Rentensystem zum Beispiel müsse familiengerechter gestaltet werden durch eine rentenrechtliche Anerkennung der Pflege Angehöriger und Beitragsentlastungen für den generativen Beitrag von unterhaltspflichtigen Eltern. Außerdem forderte Büttner, subsidiär Schutzbedürftigen den Familiennachzug zu ermöglichen. „Die Zusammenführung der Familien ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Integration.“

In der Aussprache im Anschluss an die Rede des Diözesanratsvorsitzenden kritisierten zahlreiche Delegierte Missstände beim Prozess „Pastoral der Zukunft“. „Wir Ehrenamtlichen sind allem Anschein nach nicht gefragt. Die Verwaltung entscheidet, ohne dass das Volk Gottes beteiligt wird“, lautete ein Aufschrei. Ein Delegierter nannte es fatal, wenn Leute wie er, die 30 Jahre ehrenamtliche Erfahrung aus dem Pfarrgemeinderat einbringen könnten, dem Anschein nach ausgebootet würden. Viele Diözesanratsmitglieder berichteten davon, dass sie erst am aktuellen Tag via E-Mail einen Tagesablauf des Zukunftsforums erhalten hätten. Daher seien sie nicht in der Lage gewesen, sich darauf inhaltlich vorzubereiten. „Wir sind als kostenlose Arbeitskräfte gefragt, aber nicht als Propheten willkommen“, machte eine Frau ihrem Ärger Luft.

Mit großer Mehrheit unterstützte der Diözesanrat den öffentlichen Aufruf des Weihbischofs von der zurückliegenden Woche und forderte die Pfarrgemeinderäte im Bistum auf, sich mit der Frage bezahlbaren Wohnraums für Bedürftige einschließlich anerkannter Flüchtlinge zu beschäftigen. Auch das Sankt-Bruno-Werk solle sich verstärkt dieses Anliegens annehmen.

mh (POW)

(4217/1136; E-Mail voraus)

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