Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Glut des Glaubens unter veränderten Bedingungen aufleuchten lassen“

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann schreibt Brief an Haupt- und Ehrenamtliche zur „Pastoral der Zukunft“ – „Seelsorge vor Ort braucht ein Gesicht und keine Bürokratie“ – Vakanzzeit nutzen, um pastorale Räume gemeinsam zu gestalten

Würzburg (POW) Mit einem Schreiben zur Zukunft der Pastoral im Bistum Würzburg hat sich Bischof Dr. Friedhelm Hofmann an die Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum Würzburg sowie an die Mitarbeitenden des Diözesancaritasverbands gewandt. Darin ermutigt er, „die Vakanzzeit zu nutzen, um pastorale Räume gemeinsam zu gestalten, verschiedene Formen auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln, gemeinsam auszuwerten, um dann mit meinem Nachfolger auf der Basis dieses Erfahrungsschatzes eine Entscheidung über ein strukturelles Format treffen zu können“. Das Schreiben wurde am Donnerstagvormittag, 2. Februar, an rund 4000 Personen per E-Mail versandt.

Schon 1996 habe sein Vorgänger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in seinem pastoralen Schreiben „Unser Weg“ Eckpunkte für die Seelsorge im Bistum Würzburg festgehalten. „Den Entwicklungsprozess unserer Diözese zu gestalten und zu begleiten, ist unsere bleibende Aufgabe geworden, und sie wird uns auch weiterhin bestimmen.“ Der Prozess der Bildung von Pfarreiengemeinschaften habe viel Bereitschaft zur Veränderung von allen verlangt. Manch schmerzlicher Abschied sei damit verbunden gewesen, aber auch viel Neues und Gutes entstanden.

Gesellschaftlich sei in den vergangenen Jahren viel in Bewegung geraten. „In dieser Welt und mit dieser Welt zu leben, bedeutet bleibende Veränderung, heißt beweglich sein, fordert von uns Abschied von Gewohntem“, schreibt Bischof Hofmann. Für den Blick auf die Pastoral der Zukunft sei Jesu Leben und Wirken Grundlage und Maßstab. „Wir wollen keine Asche verwahren, sondern die Glut des Glaubens unter veränderten Bedingungen aufleuchten lassen.“

Das Leben der Menschen in Mitteleuropa sei heute immer schneller, vernetzter, globaler und komplexer, aber gleichzeitig auch immer differenzierter. „Hinzu kommt für Unterfranken noch eine große Unterschiedlichkeit in den Regionen bis hin zu ländlichen Gegenden, die unter massivem Bevölkerungsschwund leiden. Eines ist aber allem gemeinsam: die Schnelligkeit der Veränderung.“

Die Pastoral der Zukunft muss nach den Worten des Bischofs in den kommenden Jahren die Räume ermöglichen, „in denen Menschen ihr Leben gestalten und in denen sie Jesus Christus als ihren Begleiter erfahren können. Sie muss die Nähe in der überschaubaren Gemeinschaft im Blick haben und zugleich die Weite größerer Lebensräume.“ Genauso entscheidend sei es, „dass wir in die Tiefe gehen, in Jesus Christus und seiner Botschaft den Grund aller kirchlichen Lebensvollzüge vor Augen haben“. Das bedeute, dass einerseits die Räume der Seelsorge in Verwaltung, Organisation und Gesamtverantwortung – dem Lebensbereich entsprechend – größer würden. Zugleich würden sie aber „kleiner in den konkreten Glaubensgemeinschaften und den lebendigen Gemeinden vor Ort – den individuellen Suchbewegungen der Einzelnen und der kleinen Lebensgemeinschaften entsprechend“.

Die Planungsräume müssten weiter werden, die Differenzierung in den Räumen genauer, erläutert der Bischof weiter. Ein größeres Seelsorgeteam in größeren Einheiten könne dazu beitragen, ebenso die unterschiedlichen Charismen der Ehrenamtlichen. Die Verwaltung müsse verschlankt und zentralisiert werden. „Seelsorge vor Ort braucht ein Gesicht und keine Bürokratie.“ Die neuen Verwaltungsleitungen seien in dieser Hinsicht ein wichtiger und guter Fortschritt.

Offen lässt der Bischof, ob die Veränderungen im Bistum, wie in den diözesanen Gremien mehrfach so genannt, auf zirka 40 Lebensräume hinausliefen. „Als Richtwert ist diese Zahl sicher hilfreich, und sie bildet bereits den Veränderungsprozess von Gesellschaft ab.“ Gut überlegt werden müsse, ob alle diese Räume am Ende den rechtlichen Status von Pfarreien erhalten. „Aus rechtlicher Sicht spricht vieles dafür, aber emotional steht dies teilweise im Widerspruch zum Gemeindeverständnis unserer gewachsenen Gemeinden, die Pfarreien sind und sich so verstehen.“ Er werde diese Entscheidung seinem Nachfolger überlassen müssen, weil sie im Moment noch nicht ausdiskutiert und für den inhaltlichen Entwicklungsprozess auch nicht erstrangig sei, betont Bischof Hofmann.

„Die Leitung dieser neuen pastoralen Räume wird weiterhin in den Händen eines Pfarrers liegen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Das liege aus rechtlicher Perspektive nahe, sei ihm aber auch theologisch ein Anliegen, betont der Bischof. „Die Kirche muss weiterhin als sakramental verfasst erfahrbar bleiben.“ Noch stärker erkennen und fördern müsse die Kirche die Qualitäten, über die engagierte, gläubige Menschen in den Gemeinden und Gemeinschaften von ihren Berufen und ihrer Lebenserfahrung her verfügten. „Ich denke, es wird keine flächendeckenden einheitlichen Formate für die zukünftigen pastoralen Räume geben, aber es wird am Ende eine vergleichbare Verantwortungs- und Leitungsstruktur geben müssen.“ Den unterschiedlichen Kontexten beispielsweise im Raum Aschaffenburg, der Rhön oder dem Ochsenfurter Gau müsse die pastorale Planung gerecht werden, wolle sie am Menschen bleiben.

Wichtig ist es laut Bischof Hofmann, dass ehrenamtliches Engagement überschaubar bleibe. „Entsprechend der Lebenssituation engagieren sich die einen in einem größeren Kontext zielgruppen- oder interessensorientiert und andere eher in den kleinen Gemeinden vor Ort. Und darin stecken die Chance und der Reichtum unserer großen Räume, bestehend aus vielen kleinen Gemeinden.“ Auf beiden Ebenen müsse Kirche vorhanden sein und präsent bleiben. „Überall ist Kirche und soll Kirche erfahrbar sein.“

Bischof Hofmann lädt dazu ein, besondere Brennpunkte menschlichen Lebens als eigene Orte kirchlichen Lebens im Auge zu behalten und zu stärken, so zum Beispiel die Krankenhaus- und Altenheimseelsorge, die Schulpastoral oder auch die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Wichtig wird bleiben, diese Orte kirchlichen Lebens in den pastoralen Räumen zu verankern.“

Drei Punkte, die ihm persönlich besonders wichtig sind, nennt der Bischof: Gut und kritisch müsse im Blick bleiben, dass die neuen pastoralen Räume Freiheiten und Weite ermöglichen und den Blick über die eigenen Grenzen hinaus weiteten. In der Liturgie müsse die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt von den Menschen erfahren und mitgefeiert werden können, „auch wenn sie nicht flächendeckend gefeiert werden kann“: Notwendig sei auch, dass sich die Gläubigen in allen Kirchen an Sonn- und Wochentagen auch außerhalb der Eucharistiefeiern versammelten, Gottes Wort hörten, beteten und sängen. Zudem ermuntert er dazu, die Bibel zunehmend in die Pastoral aufzunehmen. „Wer die Heilige Schrift nicht kennt, kennt Christus nicht“, zitiert er den heiligen Hieronymus. Die Würzburger Partnerbistümer wüssten von der großen Bedeutung des Wortes Gottes.

„Die Herausforderungen sind groß, aber nicht ohne Hoffnung, wenn man auf den schaut, dessen Auferstehung wir an Ostern feiern und der uns in seinem Beispiel Vorbild ist und bleibt: Jesus Christus“, betont Bischof Hofmann abschließend.

Dem Schreiben vorausgegangen sind verschiedene Voten der diözesanen Gremien.

Der komplette Brief steht im Internet bereit unter www.bistum-wuerzburg.de und unter www.pastoralderzukunft.bistum-wuerzburg.de. Dort finden sich auch die Voten der diözesanen Gremien.

mh (POW)

(0617/0146; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet