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Wie sieht die Pastoral der Zukunft aus?

Generalvikar Keßler stellt dem Diözesanrat Votum des Allgemeinen Geistlichen Rats vor – Bischof Hofmann: „Mir liegt daran, dass der Prozess von allen begleitet wird“ – Künftige Pfarrei an größeren pastoralen Räumen orientiert

Volkersberg (POW) Wie soll die zukünftige Pastoral im Bistum Würzburg aussehen? Eine Möglichkeit hat Generalvikar Thomas Keßler am Samstag, 12. März, bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg auf dem Volkersberg mit dem Votum des Allgemeinen Geistlichen Rats (AGR) zur zukünftigen Pastoral vorgestellt und sich gemeinsam mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann den Fragen der Delegierten gestellt. „Wir wollen die Gemeinden vor Ort stärken, wissen aber: Veränderung löst oft keine Euphorie aus“, sagte der Generalvikar. Der Diözesanrat sprach sich für eine außerordentliche Vollversammlung im Sommer aus, um sich ausführlich mit der Pastoral der Zukunft zu beschäftigen (siehe eigener Bericht).

Bischof Hofmann betonte, das Votum sei eine gute Dialoggrundlage. Er habe die Überlegungen für eine Neuausrichtung der Pastoral bewusst angestoßen, damit die Zeit bis zu seinem Ausscheiden als Bischof nicht ungenutzt verstreiche. Zugleich betonte er, es dürfe nicht sein, dass die Vertreter der Pfarr- und Dekanatsräte den Eindruck hätten, sie seien beim Festlegen der Eckpunkte für die Pastoral der Zukunft nur formal beteiligt. „Mir liegt sehr daran, dass der angestoßene Prozess von allen begleitet wird.“ Es sei durchaus erlaubt, darüber zu sprechen, wo Priester Verantwortung abgeben könnten. „Aber die sakramentale Struktur der Kirche ist immer die Grundlage.“

Grundgedanke des vorgestellten Votums ist es, die bisherigen Pfarreien, Kuratien und Filialen künftig als Gemeinden innerhalb neuer Pfarreien zusammenzufassen und an größeren pastoralen Räumen zu orientieren. Für jede dieser neuen Pfarreien wird eine Kirchenstiftung errichtet und eine Kirchenverwaltung gewählt. Für die Gemeinden können Förderstiftungen eingerichtet werden, in die die Mittel der bisherigen Kirchenstiftungen zweckgebunden übertragen werden. Der Zuschnitt der Pfarreien und der jeweilige Sitz der Verwaltung werden vom Bischof nach Konsultation der Gremien festgelegt, heißt es in dem Votum weiter. Für diese Pfarreien wird jeweils vor Ort eine zentrale Verwaltung mit einer Verwaltungsleitung aufgebaut. Auf dem Weg dorthin ist die Zusammenarbeit oder Fusion bisheriger Pfarreiengemeinschaften als Zwischenschritt möglich. Für die Entwicklung der Pfarrei und ihrer Gemeinden wird es Unterstützung seitens des Bistums geben. Die Eigenverantwortung der Pfarreien und ihrer Gemeinden wird gefördert.

Ausdrücklich als „Empfehlung“ auf dem Stand des aktuellen Datums stellte Generalvikar Keßler das AGR-Votum vor. Für die Zahl der neuen Pfarreien soll zu einem späteren Zeitpunkt ein Richtwert genannt werden, ebenso für den Zeitpunkt, bis zu dem alle neuen Pfarreien errichtet werden sollen. „Wir müssen in die Spur kommen, solange wir die Kräfte und Ressourcen für eine Neuausrichtung haben“, betonte der Generalvikar. Grundlage dieser Planungen sei das „Theologische Leitwort für eine Pastoral der Zukunft“: „Die Kirche der Zukunft wird eine Gemeinschaft von Gemeinschaften und ein Netzwerk von Initiativen sein, die einander ergänzen und dem Leben dienen“, heißt es in dem Papier.

Zwar repräsentierten die geweihten Amtsträger in besonderer Weise den Hirtendienst Jesu Christi. Doch alle Gläubigen seien gemeinsam Volk Gottes und missionarische Kirche. Der Vorschlag des AGR könne helfen, den Rahmen für zukünftige Pfarreien zu definieren. „Wir verstehen den Prozess als Hilfe für den Bischof“, sagte der Generalvikar. Es müsse nicht alles von oben her geregelt werden. Vorauszudenken sei aber die Pflicht und Schuldigkeit aller, auch wenn die Entscheidung zuletzt beim Bischof liege.

Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner erklärte, die Diskussion bei der Versammlung habe deutlich gemacht, dass viel von dem bislang vorhandenen Misstrauen der Gläubigen im Gespräch abgebaut werden konnte. Dennoch sei das Modell der zukünftigen Pfarrei mit vielen Gemeinden als selbständige Einheiten zu sehr aus der Perspektive des Amts gedacht. „Wir müssen mehr aus Sicht der Gemeinden denken.“ Er lobte die Tradition im Bistum Würzburg, die Menschen bei Veränderungen mit einzubeziehen. „Deswegen heißt es jetzt, sich Gedanken dahingehend zu machen, was weiter trägt als nur fünf oder zehn Jahre.“ Die stellvertretende Diözesanratsvorsitzende Lucia Stamm verwies auf die brasilianische Partnerdiözese Óbidos. Dort gebe es zwar lediglich sieben Pfarreien, aber eine große Zahl von sehr lebendigen Gemeinden und Gemeinschaften. „Wir sind in Deutschland noch sehr im Denken vom Pfarrer her verhaftet. Der Pfarrer muss eingebunden sein, aber der Leitung der jeweiligen Gemeinde Vertrauen und Freiheit gewähren“, warb Stamm.

Büttner verwies auf Rückmeldungen, die während des Dialogprozesses bei der Dialogbeauftragten Monika Albert zu den Pfarreiengemeinschaften eingegangen seien: Viele, vor allem kleinere, Gemeinden hätten die Erfahrung gemacht, dass gemeinsam manches besser wurde und leichter fiel als allein. „Unsere Aufgabe ist es, als Kirche missionarisch zu sein. Wir wollen die Kirche im Dorf lassen, aber auch der Blick über das Dorf hinaus ist wichtig“, ergänzte der Generalvikar. Deswegen sei es beim neuen Zuschnitt der Pastoral wichtig, eine Ausrichtung zu bewerkstelligen, die für die nächsten 30 bis 40 Jahre tragfähig sei.

Generalvikar Keßler kündigte an, gemeinsam mit Mitgliedern des AGR bis Jahresende alle Dekanatsräte und Seelsorgekonferenzen im Bistum zu besuchen, den aktuellen Stand der Überlegungen vorzubringen und Anregungen und Rückmeldungen zu bündeln. Außerdem soll im Internet, über das Würzburger katholische Sonntagsblatt und über den Prozesskoordinator Diakon Dr. Martin Faatz Gelegenheit zum Austausch und Mitdenken ermöglicht werden. Dann erst werde Bischof Hofmann ein Vorschlag unterbreitet. „Damit wird dann ein Rahmen gesetzt. Das Bild muss aber vor Ort gemalt werden.“

mh (POW)

(1116/0337; E-Mail voraus)

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